Abgrenzung – Wie du lernst dich besser abzugrenzen

Sich besser abzugrenzen ist nicht immer so einfach. Wie gehst du denn mit dem Thema Abgrenzung um? Kennst du das auch? Du ärgerst dich über jemanden, der ganz klar deine Grenzen überschritten hat und anstatt demjenigen deine Meinung zu sagen gibst du eher klein bei, überspielst noch deine Wut oder bist gar verletzt und ziehst dich zurück? Vielleicht haben dir wieder mal die richtigen Worte zur richtigen Zeit gefehlt? Oder du hast dich im Bruchteil von Sekunden dazu entschieden den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen? Oder aber du hast nie gelernt, wie du dich richtig abgrenzen kannst.

Ob im Beruf, in der Familie und auch im privaten Umfeld, Grenzüberschreiter*innen begegnen Dir überall. Und so manche gute Beziehungen sind daran schon zerbrochen. Wie gut wäre es da, wenn es erst gar nicht soweit kommt?

Sich besser abgrenzen lernen

Ein Klassiker für schlechte Stimmungen sind Familientreffen.

Hier ein fiktives Beipiel:

Marion (43) ist mit ihrer Familie bei ihren Eltern zum Essen eingeladen. Ein falsches Wort vom Vater während des Mittagessens und ganz schnell schwindet bei Marion die gute Laune. Der Vater hält ihr wie immer vor, dass sie ihr Abitur geschmissen hat (und das bereits vor mehr als 20 Jahren) und er hofft, dass die Enkel nicht denselben Fehler machen wie sie. Die Bevormundungen der Mutter während des Tischabräumens lässt zu ihrem Schmerz noch Wut aufkommen.

Der Grund, ob Marion denn ihren Kindern nicht endlich mal sagen könnte, ihre Handys wegzulegen und dass die Kinder sowieso viel zu viel Zeit vor dem Computer und Fernseher verbringen. Marion hat bereits früh gelernt ihre Gefühle zu unterdrücken und auszuhalten. Sich zur Wehr zu setzen und sich zu behaupten, das kannte und konnte sie nicht.

Situationen aushalten

Bei der Verabschiedung von den Eltern beherrscht sich Marion und freut sich schon riesig auf zu Hause. Sie bedankt sich brav für die Einladung und erwähnt wie schön es war mal wieder zusammen zu kommen. Auf der Rückfahrt kann sie dann endlich entspannen und runterkommen. Marion ärgert sich, dass sie schon wieder nicht ihre Meinung gesagt hat. Die Ohnmacht, die sie in solchen Momenten überfällt, lassen sie innerlich erstarren. Sie fühlt sich ihren Eltern gegenüber dann wieder wie ein kleines Kind. Für Marion steht fest, dass es so nicht weitergehen kann und dass sie etwas ändern muss. Denn sich richtig abzugrenzen fällt ihr nicht nur bei den Eltern schwer. Sie ertappt sich häufig dabei, dass sie vieles über sich ergehen lässt und Situationen versucht auszuhalten. Gut tut ihr das nicht.

So wie Marion geht es vielen Menschen. Erfahre in diesem Artikel, was du tun kannst, wenn es dir ähnlich ergeht.

Warum fällt das Abgrenzen so schwer?

Sich selbst zu erlauben seine Grenze auszusprechen, um sich zu schützen, ist nicht für jeden einfach umzusetzen. Meist fällt dies feinfühligen und harmoniebedürftigen Menschen besonders schwer.

Gefühle und Gedanken von…

  • abgewiesen werden
  • bestraft werden
  • nicht mehr geliebt werden
  • verspottet werden,…

bringen teils unbewusst ein Muster in Gang, dass es schwierig macht, die richtige Haltung einzunehmen oder beizubehalten. Hinzu kommen noch soziale Aspekte. Schließlich will man ja niemanden verletzen oder abweisen, geschweige denn als Egoist da stehen. Doch es macht Sinn dieses Muster im Laufe des Lebens zu durchbrechen, denn es wird immer Situationen geben, an denen es wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben und sich wohl zu fühlen. Dazu gehört auch ein gesunder Egoismus!

Abgrenzung will gelernt sein

Bereits mit dem Wort Abgrenzung assoziieren viele etwas Negatives. Spüre mal bei dir nach, was dieses Wörtchen in dir auslöst. Was kommt da bei dir hervor. Empfindest du es als etwas Strenges, etwas Bestimmendes oder hat es für dich etwas Unbehagliches?

Definitiv hat Abgrenzung etwas Gutes und Richtungsweisendes an sich. Mit einer klaren Meinung und Sichtweise, die du zeigst, wirst du im Außen eine ganz andere Wirkung haben. Du wirst mit der Zeit sicherer und klarer werden. Du lernst du selbst zu sein, authentisch zu sein.

Lerne dich gut abzugrenzen. Damit sorgst du gut für dich und stärkst deine Persönlichkeit und wirst dich freier und selbstbestimmter fühlen. Zur Unterstützung habe ich 3 hilfreiche Schritte für dich.

3 Schritte um dich besser abzugrenzen

Werde dir deiner Verantwortung dir selbst gegenüber bewusst. Gehe in die Selbstbeobachtung und werde dir klar über deine persönliche Sichtweise, deine Einstellungen und Meinungen. Lerne zu dir zu stehen!

Schritt 1 – Lerne deine Grenzen wahrzunehmen

Spüre mal nach und nimm wahr wo genau deine Grenzen überschritten werden.

In welchen Situationen…

  • fühlst du dich ohnmächtig und reagierst nicht?
  • fühlst du dich verletzt oder wütend?
  • gibst du zu schnell nach?
  • gehst du den Weg des geringsten Widerstandes?
  • übersteigst du selbst die Grenzen von anderen?

Erst wenn du erkennst wo genau deine Grenzen sind, kannst du dich adäquat auf Grenzüberschreiter einstellen. Schau dabei auch auf Situationen, bei denen du vielleicht selbst Grenzen überschreitest und achte hier auf einen besseren und respektvolleren Umgang.

Beispiel: Bei Marion ist die Grenze überschritten, wenn die Mutter sie bevormundet oder wenn der Vater immer wieder mit ihrem abgebrochenen Abitur anfängt. Marion muss lernen zu ihrer Meinung zu stehen und dies auch zu artikulieren wenn es drauf ankommt.

Schritt 2 – Steh zu dir und deiner Meinung

Hast du für dich deine Grenzen wahrgenommen mache dir Gedanken über deine persönlichen Sichtweisen und Meinungen. Woran glaubst du? Wofür stehst du?

  • Wo hättest du dich abzugrenzen müssen?
  • Was hättest du sagen können?
  • Wie hättest du handeln können?
  • Wo warst du nicht klar in deiner Haltung/Meinung?

Deine persönlichen Erfahrungen, Einstellungen und Meinungen machen dich aus. Werde dir klar darüber und stehe dazu. Oftmals weißt du sicher schon im Voraus, was für Grenzüberschreitungen auf dich zukommen können. Bereite dich vor!

Beispiel: Marion könnte ihrer Mutter sagen, dass es für sie vollkommen ok ist wenn die Kinder hin und wieder für eine längere Zeit am Handy spielen, damit sich die Erwachsenen auch mal auf sich konzentrieren können. Ihrem Vater könnte sie sagen, dass sie sich nach 20 Jahren die Geschichte ihres abgebrochenen Abiturs nicht mehr anhören möchte, und dass sie die Art und Weise wie er das sagt verletzend findet.

Schritt 3 – Übe dich in Abgrenzung

Wenn du dir über deine eigenen Grenzen bewusst geworden bist und bei deinen Einstellungen und persönliche Meinungen an Sicherheit gewonnen hast, ist es an der Zeit, diese Erkenntnisse anzuwenden. Vertraue dir!

Übe dich im Abgrenzen, indem du…

  • deine Meinungen aussprichst.
  • dich deinem Gegenüber ehrlich zeigst.
  • lernst, dich und deine Meinung zu schätzen.
  • beginnst zu dir zu stehen.

Sicher ist das nicht immer einfach und sicherlich wird es Situationen geben, die dir mal leichter und mal schwerer fallen. Je gefestigter du in deiner eigenen Meinung bist und diese zur richtigen Zeit zum Ausdruck bringst, um so mehr zeigst du auf eine freundliche und authentische Weise deine Grenzen. Deine innere Klarheit wird dich im Außen immer mehr stärken. Vertraue darauf, dass dein Gegenüber von deiner Klarheit profitiert und du dir Respekt verschaffst.

Sich besser abgrenzen braucht Zeit

Setze dich nicht unter Druck. Veränderung braucht seine Zeit. Und da es Grenzüberschreiter*innen in vielen Bereichen in Hülle und Fülle gibt, hast du jede Menge Übungs-Möglichkeiten. Natürlich gibt es auch die hartnäckigen und respektlosen Grenzüberschreiter*innen. Sie finden immer etwas, um weiter deine Grenzen zu durchbrechen. Hier solltest du überlegen, ob du den Kontakt einschränken möchtest, sofern sich einfach keine Besserung beim Gegenüber zeigt. Meist sind es Charaktere die selbst ihre eigenen Grenzen nicht spüren und es für sie selbstverständlich ist bei anderen die Grenzen nicht zu wahren.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Abgrenzen! Wenn dir der Blogartikel gefallen hat, hinterlasse mir gerne einen Kommentar.

Nicole Wagner – Expertin für seelisches Wohlbefinden & emotionale Lebensthemen

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Sandra

    Abgrenzung ist wirklich wichtig. Danke, dass du mit deinem Beitrag Unterstützung bietest.

  2. Denisa Vadala

    Sehr wichtige – danke dass du das ansprichst liebe Nicole! Vielfach haben diese Situationen auch mit Kollektiven „Urbildern“ zu tun, die wir in uns gespeichert haben.

    So fällt es Frauen oft deutlich schwerer sich abzugrenzen – gerade im Job! Vor kurzem las ich in dem kürzlich erscheinen Buch einer genialen Illustratorin: Männer die sich im Job abgrenzen gelten als fokussiert. Oder: der weiß was er will.

    Frauen, die sich abgrenzen, gelten hingegen als zickig…

    Da darf noch viel bewusst gemacht werden und ans Licht geholt!

    Danke für deinen Beitrag!

    1. Nicole Wagner

      Dankeschön! Ja, es gibt auch geschlechterspezifische Aspekte was das Thema Abgrenzung betrifft. Die Auswirkungen unterschiedlicher Erziehungsmaßnahmen zwischen Mädchen und Jungen fließt auch heute noch mit ein.

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